50 Jahre Wandel in Portugal
Wie ich Portugal und die Algarve entdeckte!
In großer Trauer für einen Freund und Wegbegleiter
Rainer Marwede
29. August 1944 - 16. Juli 2023
Eine Stimme, die vertraut war, schweigt. Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr. Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen, die niemand nehmen kann.
Wie ich Portugal entdeckte!
von Rainer Marwede
Sommer 1966,
Mein Kollege kam von seinem „Honeymoon“ zurück, braun gebrannt und gut gelaunt, wie selten. Offensichtlich nicht nur wegen der neuen „Zweisamkeit“... Wir unterhielten uns: „Wo warst Du denn nur?“ „In der Algarve!“ „Nie gehört. Wo ist das denn?“ „In Portugal! Ganz unten im Süden. Am südwestlichsten Zipfel Europas.“ „Und wie bist Du da hingekommen?“ „ Mit Lufthansa nach Lissabon und dann mit dem Zug nach Portimão!“ „Gibt's denn da überhaupt Hotels?“ „Ja, aber nur ein paar. Wir haben direkt am Meer i n Praia da Rocha gewohnt . I n der „Pensao Penguim“. Ein 300 Jahre altes Hotel. Da klatscht das Wasser bei Flut an die malerischen Felsen. Und der Strand ist einfach fantastisch!“ „Aber bestimmt komplett überfüllt, wie an der Adria oder der Riviera?!“ „Denkste! Richtig einsam war es, Nur einige Portugiesen und internationale Touristen, meist aus der Reisebranche, tummelten sich am Strand. “Meine Neugier war geweckt. Da ich im Oktober noch 2 Wochen Urlaub hatte, „recherchierte“ ich die Möglichkeiten für eine Reise in die Algarve. Mein Freund konnte mir nur sagen, daß sie mit Lufthansa nach Lissabon geflogen und dann auf gut Glück mit einem Zug nach Süden gereist seien. Zuvor mussten sie aber mit einer Fähre über den Rio Tejo. In der Algarve angekommen hätten Sie sich ein Hotel gesucht und die Pensao Penguim in Praia da Rocha gefunden.
Wenige Wochen später saß ich,
von keiner Kenntnis getrübt, aber erwartungsvoll - im „Kranich Flieger“ Frankfurt – Lissabon. Neben mir - der ich der portugiesischen Sprache nicht mächtig war - saß zum Glück , eine nette, junge Frau [heute würde man politisch korrekt sagen: eine „Deutsche mit Migrationshintergrund...“], die fließend Deutsch sprach. Und natürlich portugiesisch. Wir kamen ins Gespräch und ich schilderte ihr mir mein Problem: keine Ahnung, wie – und auch wann - vom Flughafen zum Fluss, über denselben und dann nach Praia da Rocha zu kommen! sie lachte und versprach, mich in Lissabon in ein Taxi zu setzen und dem Fahrer als Ziel die Abfahrtstelle der Fähre am Tejo zu nennen. Gesagt, getan! Vorher hatte sie mit mir an Bord noch 2 Stunden den Satz geübt: „Quando parte o comboio para Portimão?“ (wann fährt der Zug nach Portimão?) Natürlich phonetisch, was dann von mir etwa so klang: „Kwanto pachte o Kombeuju para Pochtimajo“ Demzufolge stellte sich meine Frage an den Beamten am Zug-Schalter als Freudsche Fehlleistung heraus... „Nao compreendo“ war seine Antwort. (Er verstand also nur Bahnhof... ) Als ich ihm bedeutete, auf meiner Armbanduhr die Abfahrtszeit einzustellen, dachte er, ich wolle ihm die Uhr schenken! Dieses Missverständnis trug dann aber dazu bei, auf einem Bierdeckel eine handgeschriebene Uhrzeit zu erhalten. 2 Stunden danach, nach einer kurzen „Seefahrt“ über den Tejo, saß ich in Barreiro im Zug gen „Sul“. Und „schon“ 7 ½ (siebeneinhalb) Stunden später kam ich um 07 Uhr morgens (!) in Portimão an. Zuvor hatte ich wieder „felicidade“ gehabt, denn in meinem Abteil saß ein älterer Herr – wie sich herausstellte, der Inhaber des „Café Nacional“ in Portimão. Nicht nur, daß ich mich mit ihm in Englisch unterhalten konnte. Nein, da er mit dem Auto abgeholt wurde, bekam ich auch einen komfortablen Transfer direkt vor die Pensao Penguim in Praia da Rocha. Es war stockfinster und regnete in Strömen...!!!! „Das kann ja heiter werden“ dachte ich bei mir!
An diesem Morgen,
bereute ich meine Entscheidung, auf gut Glück nach Portugal gereist zu sein. Und dies umso mehr, als in meinem winzigen Zimmer die Betten klamm und muffig waren und das Regenwasser unter den Fensterrahmen hin durchsickerte. Todmüde von der Fahrt im „Nachtzug nach Portimão“ legte ich mich dennoch auf das „Wasser-Bett (alles war klamm...)und schlief sofort ein. Ich wurde geweckt durch gleißende Helligkeit, die durch das Fenster in mein Zimmer fiel. Ein Blick aus demselben, und meine schlechte Laune war im Nu verschwunden. Unter mir lag ein weißer Sandstrand, mit einigen pittoresken Felsen drapiert, die strahlende Sonne zauberte silberne Streifen auf das Meer, und das war so blau, blauer geht’s nicht. Bis zum fernen Horizont kein Wölkchen am Himmel! Ich riss meine Reisekleidung vom Leib und wechselte zu Shorts und Polohemd. Und die nächste, positive Überraschung: das englische Frühstück (Von einem früheren Besuch in London wusste ich dieses zu schätzen und Mrs. B., die Besitzerin der P.P., war Engländerin. ) auf der Terrasse über dem Meer! Im Freien, wohlgemerkt! Und das Ende Oktober! Apropos Frühstück: ich stellte später fest, dass der Portugiese an sich (wie viele Südländer) keinen gesteigerten Wert auf ein ausgiebiges Frühstück legt. Da ist das deutsche Standard-Frühstück, (Brötchen, Butter, Marmelade, Kaffee) welches von den Engländern den bezeichnenden Namen „Continental Break Fast“ erhielt, fast schon eine große Mahlzeit. Leider war die Nationalität der Besitzerin in kulinarischer Hinsicht aber positiv nur auf das Frühstück zu verstehen. Da ich (dummerweise) Halbpension gewählt hatte, zog ich es bereits nach 2 Abendessen vor, meine Mahlzeiten an der damals einzigen (!!!!) Snack bar am Strand einzunehmen.... Hier war man von festen Essenszeiten unabhängig und gegessen wurde das, was José Viegas, der Besitzer, nachts aus dem Meer gefischt oder frühmorgens auf dem Markt in Portimão eingekauft hatte. Die ganze Familie und einige Touristen (meist Angestellte internationaler Luftfahrt- oder Reiseunternehmen) saßen dann um den improvisierten Barbecue-Grill (bestehend aus 4 Ziegelsteinen, über die eine Roste gelegt wurde) und genossen Original-algarvische Küche. Dazu natürlich Vinho Tinto aus dem 5 – Liter Garafao und – gelegentlich – ein Bagaco oder Medronho. Das Meer rauschte so vor sich hin, gelegentlich ging man ins Wasser oder döste am Strand in der Sonne oder im Schatten eines Felsen. Übrigens wurden bei Flut diese Felsen von der tollen Brandung umspült. (Anmerkung: dies ist heutzutage leider nicht mehr möglich, weil man den Strand mit Sand extrem ins Meer verlängert hat, und das Wasser selbst bei Sturm die Felsen nicht mehr erreicht. …)
Aber es gibt noch,
einiges über die „gute alte Zeit“ zu berichten, auch von Dingen, die sich nicht verändert haben und wohl auch nicht verändern werden. Apropos Felsen: eine beliebte „Tätigkeit“ waren Strandwanderungen um die Felsen nach Westen. Bis Alvor konnte man - teilweise mit den Füßen durchs Wasser watend – etliche malerischen Buchten entdecken. Gelegentlich ein kühles Bad nehmen, sich danach zum Aufwärmen in den Sand legen und ungestört die Ruhe genießen.
In den späten Sechzigern,
begann eine Entwicklung, die wohl niemand vorhersehen konnte. Nelkenrevolution 25. April 1974 Rádio Renicença spielte in dieser Nacht um 24 Uhr das Lied von Zec Afonso: „Grandola Vila Morena“. http://www.youtube.com/watch?v=NGfZiHmuuPU
Nach Osten,
setzte der Rio Arade dem Strandgang ein baldiges Ende. Oberhalb seiner Mündung „thront“ seit ca. 1620 (und thront immer noch!) das Fortaleza de Santa Catarina. Gelegentlich wanderten wir die (einzige) asphaltierte Straße von Praia da Rocha nach Portimão. Der Weg führte an Fischfabriken vorbei und am Ortseingang lag ein Kino! (heute wurde es von den in (fast) jedem portugiesischen Lokal durch mindestens einen in einer Ecke unter der Decke angebrachten, meist ganztägig „tonlos“ laufenden Fernseher überflüssig gemacht... ) Längs der Kaimauer bis unter die alte Brücke gab es unzählige Stände, an denen Sardinen gegrillt wurden. Frischer gings nimmer! Der Duft der portugiesischen Spezialität schlechthin (neben dem Bacalhau) war gewissermaßen die Begrüßung für jeden, der nach Portimão kam! Heute hat man (warum auch immer) diese ambulanten Stände entfernt und auf der Landseite der Brücke ca. 10 Fischrestaurants in fast identischen Steinbauten wie an einer Perlenschnur aufgereiht. Meine 14 Tage in und um die Pensao Penguim waren „Erholung pur“ (wovon eigentlich, denn das Wort „Stress“ kannte ich 1966 noch nicht?! Ich beschloss jedenfalls, möglichst bald wiederzukommen. Allerdings dauerte es dann doch ca. 6 Jahre bis zu meiner nächsten Portugal-Reise.
Dies war für eine Gruppe von Offizieren, die sich als MFA Movimento das Forcas Armadas zusammengefunden hatten, unter ihnen (s.o.) Capitao Salgueiro Maia, das verabredete Signal: innerhalb weniger Stunden besetzten sie mit ihren Einheiten strategisch wichtige Punkte, das Regierungsviertel, den staatlichen Radiosender RTP. Und die verhasste PIDE (Geheimpolizei). Die Nelkenrevolution hatte begonnen! Nelken deswegen, weil ihnen die Menschen zujubelten und rote Nelken – cravos – in die Gewehrläufe steckten. Dies galt als Symbol für eine friedliche Revolution. Ohne Blutvergießen, wozu an vorderster Stelle Salgueiro Maia durch sein besonnenes Handeln beitrug.. Und diese Strategie und dieser Wunsch gingen fast zu 100% in Erfüllung !
Wenig später,
war ich wieder in Lissabon und fuhr mit portugiesischen Kollegen und Freunden auch nach Süden. Diesmal mit dem Auto, durch den Alentejo in (die) Algarve. U.a. auch nach Grandola . Hier meine Erinnerungen: Es hat sich Vieles verändert seitdem: der Flughafen Faro wurde für internationale Flüge modernisiert. Die Zahl der Hotels hat sich mehr als verdoppelt. Somit natürlich auch die Zahl der Touristen sogar um ein Vielfaches. Gab es 1966 in Praia da Rocha nur 2- 3 Hotels, wie z.B. das Hotel Algarve, so wuchs jetzt der kleine Ort immer mehr in Richtung Portimão. Ein Journalist hat das mal - ob der roten Sandwüste und der vielen Baustellen – so beschrieben: „wenn man von Portimão nach Praia da Rocha fährt, glaubt man , die Portugiesen bauen eine U-Bahn nach Marokko..“ An der Asphaltstraße, die Praia da Rocha mit Portimão verbindet, gibt es keine Fischfabriken mehr, nur noch eine lange Kette von niedrigen Reihenhäuschen, in denen früher die Arbeiter wohnten. Das Kino am Ortseingang ist ebenfalls längst verschwunden. Dafür hängt jetzt in jeder Kneipe in der Ecke ein Fernseher unter der Decke.
„Meine“ Pensao Penguim, wo meine Liebe zu Portugal begann, gibt es immer noch.
Aber ansonsten erkennt man Praia da Rocha nicht mehr wieder...
An „meinem alten“ Strand,
unterhalb der Pensao Penguim, ist Jose Viegas, unser Snack-Bar-Wirt, nicht mehr allein: Viele Buden sind hinzugekommen. Jose erkenne ich kaum. Er ist grau geworden und sieht nicht sonderlich fröhlich aus. Nun ist das für Portugiesen nicht ungewöhnlich. Die Saudade, diese unübersetzbare Stimmung oder Mentalität, wohnt fast allen inne. Daß er mich sofort mit meinem Vornamen anspricht, rührt und erfreut mich sehr. Gefragt, wie es ihm geht, antwortet er: „Schau Dich um, meine Bude ist jetzt ein Restaurant, mit Tischdecken und einem Kellner im schwarzen Anzug. Wir arbeiten von morgens um 6 bis nachts, solange Gäste da sind. Ich fahre einen gebrauchten Mercedes und unserer Kinder studieren in Lissabon. Aber: früher war es schöner...!“ „Nostalgia“ auf Portugiesisch.
Recht hat er:
z.B. wurde der Strand mit Sand ins Meer hinaus künstlich verbreitert, sodass die Felsen (Rochas) nicht mehr pittoresk von der Brandung umspült werden können. Für mich gleicht dies der Zerstörung eines „Gesamtkunstwerks“...! Der „Blindenhund“ bei meinen Entdeckungsfahrten und Wanderungen ist ein kleines Büchlein von Heinrich Schenk (Ausgabe 1971) Der Autor scheint mit Leib und Seele in dieses Land „verliebt“ zu sein, denn er gibt Empfehlungen und Weg-Beschreibungen, die ich zuvor und auch später in dieser persönlichen Art nie wieder in einem Reiseführer entdeckt habe. So wird z.B. der Weg zu einem - von unzähligen – Traumstränden fast „meterweise“ präzise beschrieben: von Busch zu Baum links, dann bis zu einem großen Stein rechts, dann eine lange Treppe hinunter. Dort ist ein Loch, wie eine Höhle im Fels. Dort hinein und nach unten und: HEUREKA! Ich trete aus dem Dunkel hinaus in die gleißende Sonne, ein „natürliches Amphitheater“! Vor mir azurblaues Wasser und mittendrin ein einsamer Felsen. Ich bin – allein – am Praia Carvalho angekommen. (Heute muss man nur zunächst den Club Atlantico durchqueren, um zum Beginn der Treppe zu gelangen. Bis dorthin fährt auch ein kleines Touristen Bähnchen...) Oder man fährt/geht von Benagil, also von der östlichen Seite bis zu, Höhleneingang. Auf ähnliche Art und Weise „entdecke“ ich den „Praia Albandeira“, nach wie vor MEIN Lieblingsstrand in Algarve. Der einzige Strand mit „Überdachung“, das heißt, man kann unter einem überhängenden Felsen im Sand liegend auch strömenden Regen überstehen.... Bei Ebbe empfiehlt es sich, einmal rechts durch die kurze Grotte zu waten, um einen völlig einsamen, kleinen Strand zu entdecken. Anschließend schwimmt Mann/Frau - wenn man kann und will - dann durch den gewaltigen „Torbogen“ zurück .
Die 70er und die 80er-Jahre
Jetzt riskiere ich zum ersten Mal auch AUSFLÜGE mit einem MIETAUTO. Allerdings ist der Standard der Fahrzeuge für mitteleuropäische Verhältnisse – höflich ausgedrückt – „gewöhnungsbedürftig“... Und auch das Autofahren in Portugal ist ein Kapitel für sich! Der von mir bereits einmal zitierte Journalist brachte es treffend auf den Punkt: „Wenn ein ansonsten ruhiger, friedlicher und besonnener Portugiese ein Motorrad oder ein Auto unter seinem Hintern (desculpe!) hat, kann man die typisch portugiesische Befindlichkeit Saudade mit „TODESSEHNSUCHT“ übersetzen...!!!“ Dies sicherlich auch auf einen Teil deutscher „Asphalt-Ritter“ zu….. Das Hinterland, die Serra de Monchique, reizt mich. Vom höchsten Berg, dem Foia mit seinen ca. 900 m (noch kommt man auf den höchsten Punkt, das wird sich später ändern) hat man einen unglaublich weiten, 360 Grad Rund-Blick. Bis hin zur Westküste, der Costa Vicentina, zum Cabo Sao Vicente, bis Lagos und Portimão. Aber auch nordwärts in die Weiten des Alentejo..
Anstelle eines „Gipfelkreuzes“ „verschandeln“ heute riesige , mit Maschendraht umzäunte Antennenmasten das Bild.
Apropos Mietauto:
Heute unvorstellbar, was mir in den 1980er-Jahren alles mit Mietautos passiert. Einige Beispiele: (damals meist gar nicht lustig...) beim ersten Tank (versuch) lässt sich der Tankdeckel nicht öffnen! Tankstellen sind rar, zwischen Portimão und der Serra de Monchique gibt es die erste und einzige am Ortseingang von Monchique! Bei heruntergedrehter (!) Seitenscheibe links - elektrische Scheibenöffner sind in Portugal noch unbekannt - lässt sich die Fahrertür nicht mehr schließen. da aber die meisten Pkws, wenn überhaupt – nur EINEN Außenspiegel besitzen, ersetzt die linke Hand des Fahrers -durch das Fenster gestreckt - den Winker, und dient jeglicher „Kommunikation im Verkehr“. der gesamte Auspuff „verabschiedet“ sich auf der Straße von Lissabon nach Sintra. bei der ca. 300 km langen Fahrt von Lissabon nach Algarve (zu dieser Zeit gibt es noch keine Autobahn) lässt sich die Heizung im MINI nicht abstellen. Im August, Mittags im Alentejo bei Außentemperaturen von mindestens 35 Grad (im Auto: gefühlte 50 Grad...) Auf diese Art und Weise lernen wir alle Mini-Mercado auf dieser Route kennen und heben deutlich deren Mineralwasser-Umsatz … komplett mit Korkeichen-Rinde, Getränkekisten oder sonstigen Gütern überladene Lkws zwingen auf den oft schmalen „ Ruas Nacional“ zu lebensgefährlichen Ausweich- und Überhol-Manövern. Heute passiert das nicht mehr, sofern man die neuen Autobahnen nutzt!
Dafür gibt’s aber neue Gefahren, z.B. auf den jetzt ständig überfüllten „Bundesstraßen“ (RN Rua Nacional) Man könnte meinen, der Portugiese an sich zieht den „Nervenkitzel“ auf der RN125 dem „langweiligen“ gefahrlosen Geradeausfahren auf der Autobahn vor?! Nein, das ist es nicht. Der Grund „nennt sich“ PORTAGEM, auf Deutsch: MAUT -Stationen, was ja auch in Deutschland gerade ein :brisantes Thema ist...
Von Wetter, Wind und Wogen
„Das Wetter ist auch nicht mehr das, was es mal war...!“ diesen Spruch hört man in Deutschland immer öfter. Ob er wirklich zutrifft, weiß ich nicht. Aber auch ich meine mich an wochenlange, warme Sommer zu erinnern, sogar an Hitzeferien.. Wie dem auch sei, in Portugal ist offensichtlich – von gelegentlichen Ausnahmen abgesehen - das Wetter noch „normal“. Und die meisten Algarvios (Restaurantbesitzer+Tourismus“Abhängige“ ausgenommen), freuen sich immer über „chuva“ (Regen) wegen der agricultura“ (Landwirtschaft)! Auch „normal“ ist der Wind in der „Fels“- Algarve. (daher ja auch Barlavento = vor dem Wind genannt. Bei der geografischen Lage sogar selbstverständlich. Gott sei Dank, denn durch ihn werden selbst Sommer-Temperaturen von 30 Grad und mehr erträglich. Wer jemals im Juli oder August in Italien am Mittelmeer war, wird mir Recht geben. Ähnlich auch im Sotavento = hinter dem Wind , östlich von Faro bis zur spanischen, andalusischen Grenze.
Und im sogenannten Winter
kann es gelegentlich auch richtig stürmen. Wie z.B. vor einigen Jahren, Ende Dezember. Der Sturm traf vom Meer kommend mit voller Wucht direkt aufs Land. Er knickte Straßenschilder um, „benutzte“ Werbeschilder als Segel und schleuderte sie vor sich her. Und auch einige Strandlokale (damals noch recht „instabil“ errichtet) wurden von ihm nicht verschont.
Die Wogen überspülten
weite Strandgebiete und beim Golfplatz „Salgados“ in der Nähe vom Praia Gale „vereinte“ sich das Meer mit der Lagune. (sehr zur Freude einiger Portugiesen, die am Neujahrstag dann - im Wasser stehend- Fische angeln konnten…) Natürlich ging das Ganze einher mit einem Stromausfall. Auch das ist in der Algarve nichts Außergewöhnliches. Aber er hielt diesmal an, und zwar manchenorts mehrere Tage. Da die portugiesischen Christbäume zwar grellbunt, aber ohne „echte“ Kerzen geschmückt werden, war der Vorrat an Kerzen in kürzester Zeit erschöpft. Nach unserer vergebliche „velas“ - Suche in zig Mini- und Supermercado der Gegend wollten wir uns bei einem Bica erholen. Doch das „Boca Doce“, die Pasteleria unseres Vertrauens, hatte ebenfalls keinen Strom...! Aber eine gute Idee: auf dem Gasherd wurde Wasser gekocht und dann durch einen mit Kaffeemehl gefüllten Nylonstrumpf in die Kanne gesiebt. Dies ist wirklich kein „Januar-Scherz!“ ! Man muss sich nur zu helfen wissen..! Wir hatten uns bereits auf eine „stürmische“ Silvesterfeier nur mit Sekt und kalten Platten eingestellt, jedoch abends war der Strom dann wieder da und wir konnten die obligatorischen „Mitternachts- Berliner“ auch warm genießen. Apropos Sturm: vor nicht allzu langer Zeit hob eine Orkanboe sogar das Dach der Ankunftshalle am Flughafen Faro ab. Gott sei Dank zu einer Zeit, als kaum jemand im Gebäude war. Somit verlief diese „Niederkunft“ glimpflich. Allerdings dauerte es einige Zeit, bis die Reparaturen erfolgreich beendet waren. Bei dieser Gelegenheit wurde das gesamte Vorfahrtsgelände komplett neu gestaltet. Nach meiner Auffassung aber - höflich ausgedrückt- nicht sonderlich „fluggastfreundlich“. Dies gilt im Besonderen für „Mietwagen-Touristen“, die gut zu Fuß sein sollten, um ihr Auto abzuholen oder wieder abzuliefern. Jedoch möchte ich nicht als „besserwissender“ deutscher „Klugscheißer“ gelten, da wir ja derzeit auch so unsere „Probleme“ mit Flughäfen und anderen Groß-Projekten haben…. Die Brandschutzanlage in Faro ist jedenfalls fertig…... Im Titel sprach ich von „Wogen“. Eine Woge anderer Art erfasste die Algarve seit 1966. In diesem Jahr konzipierte Henry Cotton (ist nicht der Erfinder der Baumwolle...) den ersten Golfplatz am „Penina Hotel“ bei Alvor. Dieses Traditionshaus mit einem 18- und einem 9-Loch-course teilt sich knapp 50 Jahre später das Angebot mit ca. 40 (!) Golfplätzen zwischen spanischer Grenze und Cabo Sao Vicente.... Da ich selbst kein Golfer bin, enthalte ich mich jeglicher Wertung der Notwendigkeit einer derartigen „Vermehrung“ solcher (Sport-)anlagen. (meine ersten Abschlag-Versuche an einer „driving range“ auf dem landschaftlich wunderschön gelegenen Golfplatz „Palmares“ gab ich im Interesse des Umweltschutzes und der Sicherheit der anwesenden Golfsportler rasch auf....
Stichwort „Umweltschutz“:
Um mich endgültig unbeliebt zu machen, nun einige Worte zu einer weiteren „Woge“: „kein Ort an der Küste ohne Jachthafen oder eigene „Marina“....! „Das stimmt natürlich (noch?) nicht. Ich maße auch mir kein Urteil über die Qualität der Marinas in Lagos, Portimão (Praia da Rocha), Albufeira, Vilamoura, Faro, Olhao oder Vila Real de San Antonio an. Und da Mann/Frau über Geschmack nicht streiten sollte, auch dazu kein Kommentar. Optisch sind alle Anlagen recht unterschiedlich, ja, sogar gegensätzlich. Von Jachthafen a la „deutsche Ostseeküste“ in Faro: bis „Lego oder Disneyland“ in Albufeira. Was (nicht nur) mich – speziell in diesem letzten Fall - gestört hat, war der unglaubliche, im wahrsten Sinne des Wortes „Eingriff“ in eine über zigtausende von Jahren gewachsene Küstenlandschaft, um dort eine künstliche Bucht mit einem künstlichen Hafen für ca. schlappe 500 (!) Liegeplätze von Segeljachten zu schaffen.
Ich habe in vielen Ländern
dieser Erde erlebt, wie Landschaften (und damit auch die Menschen) innerhalb weniger Jahre künstlich „verändert“, d.h. zerstört wurden. Oft mit dem Argument der Schaffung von Arbeitsplätzen. Aus Erfahrung weiß ich, daß diese „Rechnung“ regelmäßig nicht aufgeht und, was wichtiger ist, derartige „Experimente“ nicht selten einen negativen „Bumerang“ - Effekt haben. Es geht aber auch anders, wie anhand einer ständig wachsenden Zahl von Beispielen für „sanften Tourismus“ und urbanen Hotels, Häusern und Ferienanlagen zu erkennen ist. Wie sagte doch Erich Kästner? „Es gibt nichts Gutes, es sei denn, man tut es …!!!! “
„Feste und Feiertage“
Heute möchte ich ein wenig von der „roten Linie“ meiner Serie: „Portugal50 Jahre im Wandel“ abweichen. Es wird ja ohnehin in der Weltpolitik schon viel zu viel von „roten Linien“ geredet. Vielmehr geht’s diesmal u.a.um Feste. Und davon gibt es in Portugal wirklich reichlich! Allein die kirchlichen Feiertage spielen in diesem katholischen Land natürlich eine große Rolle. Vermutlich noch mehr als in Bayern. Und – wie der Name schon sagt – wird dann auch gefeiert. Meist Volksfest-artig, mit Tanz und Musik. Wobei beides – vielleicht anders, als in Deutschland – sehr „ernst“ genommen wird. Es handelt sich fast immer um echte Folklore, nicht (nur) für Touristen gemacht. Und die Akteure und Zuschauer sind mit dem ganzen Herzen dabei. Daneben gibt es zahlreiche Gedenktage, z.B. den Tag der Gründung der Republik. Und natürlich immer noch den 25. April (1974). Als mit der „Nelkenrevolution“ quasi ein neues „Zeitalter“ in Portugal begann. Daß die Euphorie über die Befreiung von der Diktatur nach 40 Jahren „abgeebbt“ ist, weil sich viele Hoffnungen nicht erfüllt haben, besser: nicht erfüllen konnten, dürfte jedem, speziell uns Deutschen , einigermaßen klar sein. Und ehrlicherweise muss man hinzufügen, daß die Krise im Rahmen der EU nicht nur Griechenland, sondern auch Portugal schwer getroffen hat. Der „kleine Mann“ bzw. die „kleine Frau“ nehmen zu wenig oder gar nicht Teil an den „Segnungen“ des Euro und für manche politische Entscheidung fehlt ihm/ihr – wie in anderen Ländern auch – das Verständnis. Umso erstaunlicher ist, wie „intensiv“ die (meisten) Portugiesen ihre Feste feiern. Und dabei ist verständlicherweise „Natal“, Weihnachten, der Höhepunkt des Jahres. Doch auch hier hat die finanzielle Krise erste Spuren hinterlassen: vor ein paar Jahren wurden in Dörfern und Städten bereits im November die Lichterketten über die Straßen gespannt. Abends wurde ein Meer von Glühbirnen entzündet. Engel, Sterne, ganze Landschaften erhellten die Orte. Heute geht man aufgrund der knappen Kassen fast aller Kommunen etwas sparsamer mit Elektrizität um. In dem katholischen Portugal beginnt das Fest am 24. Dezember erst um Mitternacht. Nach der Messe , in der Familie. Und nur der 25. Dezember ist ein gesetzlicher Feiertag. Dann trifft sich – besonders in ländlichen Gegenden, die ganze Familie. Übrigens: auch unter dem oder am Weihnachtsbaum, der hier grell bunt geschmückt ist. Wachskerzen habe ich aber nie entdeckt. Und dann kommen Speisen, oft „caseiro“, also „hausgemacht“, auf den Tisch. Natürlich ein „Bolo de Rei“ und leckere Süßigkeiten, z.B. Queigo de Figo. Auch Dinge , die sonst zu teuer sind, wie „Percebes“. Bei den Speisen darf Bacalhau nicht fehlen. Getrunken wird Wein. in Algarve auch Aguardente und Medronho.
Apropos Percebes:
hierzu fällt mir ein Heiligabend ein, den ich nie vergessen habe und auch nicht werde. Mitte der 80er-Jahre mieteten wir des Öfteren eine Ferienwohnung in „Caramujeiro“. Damals gab es dort noch einen Winzer, „Caramujeiro“, der einen ordentlichen Roten produzierte. Das Haus mit dem 3fach geschachtelten Dach gibt es auch heute noch, an der Straße von der Internationalen Schule nach Benagil, vor der Abzweigung zum Praia Marinha. Unsere Ferienwohnung wurde gesäubert, betreut und versorgt von einer jungen Portugiesin, TERESA, die gleich „um die Ecke“ wohnte. Wir hatten ein nettes Verhältnis zu „unserer Teresa“ und daher luden wir sie mit ihrem Mann Antonio und dem kleinen Ugo zum Heiligabend-Essen ein. Die Konversation fand zur damaligen Zeit noch überwiegend mit Händen und Füßen statt. Aber das war kein Problem. Das Problem kam dann, als wir unseren aus Deutschland mitgebrachten Räucherlachs auspackten und Teresa eine Schüssel mit Percebes auf den Tisch stellte. Dann kam, was kommen musste: Die beiden aßen „mit spitzen Fingern“ den Räucherlachs, „wälzten“ die Mini-Stückchen lange im Mund herum, bevor sie diese hinunterschluckten. Wir selbst hatten Mühe, an den Percebes etwas zu entdecken, was wir aus ihnen „herausbekamen“ und das dann auch noch zu genießen. (auf Plattdeutsch: wat de Buer nich kennt, dat frett he nich“) Nach einer gewissen Zeit gestanden wir uns dies gegenseitig ein und der Topf mit den Percebes wechselte auf dem Tisch den Platz mit dem norwegischen Räucherlachs. Und alle waren zufrieden! Da der kleine Ugo ins Bett musste, wurden wir eingeladen, die Mitternacht im Haus der Familie zu erleben. Nach einigem Hin und Her ging ich allein mit hinüber ins Haus, welches nur ein paar hundert Meter entfernt lag. Es bestand im Wesentlichen aus einem großen Raum. In einer Ecke stand der bunte Tannenbaum, in der anderen Ecke ein Bett, in dem die kranke Avo (Oma) lag. Drumherum mindestens 15 Personen, die Kinder auf der Erde. Ein klein wenig erinnerte das schon an den Stall in „Bethlehem“, allerdings ohne Tiere....! Ein alter Mann bot mir seinen Stuhl an, was ich natürlich dankend ablehnte, um mich dann „zu Boden“ zu begeben. Dies machte großen Eindruck, und sofort musste ich von allen Köstlichkeiten probieren. Natürlich auch von Bagaco, Aguardente de Figo, Medronho, Ginginha und … vom roten Cramujera-Landwein ! An die Reihenfolge kann ich mich nicht mehr erinnern…. Eben sowenig daran, wie ich am Weihnachtsmorgen dann wieder zu meiner Familie gelangt bin..
„Explosionen“ in den 80ern
Kurz vor dem großen Tourismus-Boom an der Algarve rückt für die Portugiesen ein folgenreiches Ereignis in den Vordergrund: die Selbstständigkeit der portugiesischen Kolonien Angola, Moçambique usw. als Folge der Revolution 1974. In den folgenden Jahren strömen aus Übersee etwa eine Million „Retornados“ in das „Mutterland“ Portugal. Und die müssen erst einmal physisch, also räumlich, untergebracht werden - in einem kleinen Land mit nicht einmal 10 Millionen Einwohnern! Hinzu kommen noch die Integrationsprobleme in ein weitgehend fremdes Europa. (Ein aktueller Vergleich drängt sich mir auf: Wie schwertun sich heutzutage die vergleichsweise reichen europäischen Länder mit dem Zustrom afrikanischer Flüchtlinge via Lampedusa, Griechenland oder Spanien…)
In den Endsiebziger Jahren
wird das Straßenbild von Retornados geprägt. Auch, wenn dies für alle Beteiligten nicht immer einfach ist und der Tourismus aus Mitteleuropa eine Weile stagniert, weil viele Flüchtlinge in den Küstenhotels untergebracht werden, gibt es doch viele Aspekte, die das Zusammenleben positiv beeinflussen: Die Neubürger bringen – teilweise im wahrsten Sinn des Wortes – nicht nur Farbe in das Bild der Algarve. Sie bereichern auch die portugiesische Kultur – vor allem die Musik, die Küche, die Kunst - in mannigfaltiger Hinsicht. Und ganz nebenbei sei auch daran erinnert, dass Portugal heute nicht so wäre, wie es ist, hätte es nicht keltische, etruskische, römische, maurische und jüdische Einflüsse gegeben!
Apropos Tourismus:
Von einer Explosion zu sprechen, ist schon ein wenig übertrieben. Der Tourismus entwickelt sich eher auf portugiesische Art, „com calma“, also immer mit der Ruhe, es dauert halt ein wenig. Zum Beispiel werden hier die Neubauten, anders als in vielen Touristengegenden, meist „Stein auf Stein“ errichtet. Viele neue Einzelhäuser entstehen, überwiegend für Ausländer, die sich in der Algarve niederlassen, oder die ihre Casa, Villa, Quinta als Renditeobjekt erwerben und die meiste Zeit des Jahres vermieten wollen. Noch sind Bausünden à la Costa Brava und Costa del Sol die Ausnahme! Noch kann man Albufeira als Fischerdorf bezeichnen und in den meisten Orten im Mercado Municipal oder bei einer portugiesischen „Tante Emma“ einkaufen, Letztere oft schwarz gekleidete, ältere Damen namens Maria, Ana oder Teresa. Noch gibt es keine internationalen Supermärkte, vielleicht gelegentlich mal einen Ali Super oder Machadinho, bei dem es aber ähnlich aussieht wie bei Tia Rosa oder Avo Joao nebenan.
Inzwischen steigen die Touristenzahlen ständig.
Gut betuchte Engländer waren schon immer hier. Aber nun hat es sich auch in den Industriegebieten auf der „Insel“ herumgesprochen, dass „immer die Sonne scheint“, die Strände weiß und sauber sind und ein Flug in dieses Paradies nur zwei bis drei Stunden dauert. Das ist der Beginn der „Invasion“ durch die Briten und Iren, von Dover bis Dublin und von Glasgow bis Newcastle. Es folgen Niederländer, nicht nur per Wohnwagen. Und dann erst– zunächst spärlich – die Deutschen und alle anderen Westeuropäer auf der Suche nach Sonne, Strand und Meer. Wieder eine folgenreiche Entwicklung für das Land und seine Menschen. In Faro wird aus dem „Zeitungsstand mit Landemöglichkeit“ ein „richtiger“ Airport. Anders wäre die beginnende Invasion der Touristen auch nicht zu bewältigen. Den Flug nach Lissabon und die anschließende mühselige Tour Richtung Algarve (ohne Autobahnen, ohne moderne Brücken) scheuen viele. Und wer möchte schon dreitausend Kilometer mit dem Auto fahren… Da bietet sich doch Faro geradezu an, und so werden auch die bereits erwähnten Mietautos immer beliebter und - Gott sei Dank- auch neuerer und modernerer... !
Zusammenfassung
Portugal ist inzwischen – nach der unblutigen „Nelken-Revolution“ am 25. April 1974 - eine repräsentative Demokratie, Mitglied in der EU, und lebt weitgehend vom (Incoming-) Tourismus. Mehr als 15 Millionen Passagiere nutzen jährlich den Flughafen Lisboa Portela. Nach Sul in den Alentejo und ALGARVE führen inzwischen mehrere gut ausgebaute Autobahnen, 2 Brücken verbinden Lissabon mit dem Alentejo. Zum Beispiel die PONTE 25. ABRIL (früher Ponte Salazar), jetzt sogar mit Eisenbahnlinie. Oder die PONTE VASCO DA GAMA. (letztere in der Nähe des Flughafens, ideal für Autotouristen). Innerhalb weniger Stunden erreicht man die südwestlichste Küste Europas! Mit endlosen, langen Sandstränden im Sotavento östlich von Faro bis zur spanischen Grenze. Und den vielen kleinen, oft pittoresken Stränden in bizarren Felsenbuchten im Barlavento westlich von Faro.. Nicht zu vergessen die wilde, romantische COSTA VICENTINA, welche sich – von Norden kommend – bis SAGRES erstreckt. Hohe Felsformationen, wilde Brandungswellen, einsame Strände und dahinter unberührte Natur im PARQUE NATURAL. Hier erreicht man das CABO SAO VICENTE , den wirklich südwestlichsten Punkt unseres Kontinents. Markiert durch den wohl bekanntesten Leuchtturm Portugals. Und im FORTALEZA DE SAGRES nahm die Erforschung und Eroberung der Welt durch HENRIQUE INFANTE (Heinrich der Seefahrer) ihren Anfang. Hier in seiner Seefahrerschule wurden die navigatorischen Voraussetzungen für die legendären Entdeckungsreisen der portugiesischen Seefahrer geschaffen. Bartolomeu Dias, Vasco da Gama, Fernando Magellan und viele Andere, deren Denkmal in Lissabon am TEJO zu sehen ist.
Eine Mittelgebirgskette
schirmt die Küstenstreifen ab und trennt die ALGARVE vom nördlich gelegenen ALENTEJO. In der Serra de Monchique ragt der FOIA mit ca., 900 Meter über alle Hügel hinaus und eröffnet dem Besucher einen atemberaubenden Rundblick. Bei gutem Wetter sieht man bis zum Cabo Sao Vicente, die Atlantik-Strände im Westen, aber auch bis LAGOS, PORTIMAO und ca. 100 km nach Norden. Auf dem Weg zum oder vom Foia passiert man in jedem Fall den kleinen, sehenswerten Ort Monchique, der dieser Serra ihren Namen gegeben hat. An der Straße nach Süden lohnt sich ein Abstecher nach CALDAS de Monchique. wo schon die portugiesischen Könige ihre Sommer-Kur verbrachten.
Auf dem Weg nach
„nach unten-SUL“ fährt der Besucher durch Korkeichen- und Eukalyptus-Wälder, passiert typische Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben ist. Zwischen Bergen und Meer sieht der Reisende Apfelsinen-Plantagen, Weinfelder, Olivenhaine und immer wieder verstreut, bizarr anmutende Feigenbäume. Oft trifft man Pferde oder Eselsgespanne mit – meist alten – portugiesischen Frauen und Männern, in Schwarz gekleidet. Kein Zeichen der Trauer, sondern Tradition. Kleine Städte, bisher nicht vom Tourismus „gestört“, wie z.B. ALGOZ, wechseln ab mit Urlaubsorten und QUINTAS (in Spanien Finca genannt). Viele Einzelhäuser, die von Touristen oder internationalen „Residenten“ genutzt werden, wie in die Landschaft gestreut. Das mittelalterlich SILVES, einst maurische Hauptstadt in der Algarve. Am RIO ARADE gelegen, wie die größte Hafenstadt, PORTIMAO, inzwischen auch Ziel von Kreuzfahrtschiffen. Und – last not least – Städte wie z.B. FARO, LAGOS, OLHAO oder LOULE, die bis heute in Teilen den Charme ihres historischen Erbes erhalten haben.
Wie geht's weiter in Portugal?
Auch da gilt: "Wird's besser? Wird's schlimmer?" fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich. Erich Kästner Es ist nicht gesagt, daß es besser wird, wenn es anders wird. Wenn es aber besser werden soll, muß es anders werden.
Georg Friedrich Lichtenberg
Werden auch Sie zum ENTDECKER. Entdecken war und ist ja die „Spezialität“ der Portugiesen...!
Autor: Rainer Marwede